Werkfeuerwehr Höchst (Infraserv)

Die „Farbwerksfeuerwehr“

Seit 1880 (erste Erwähnung) haben die „Farbwerke vormals Meister, Lucius & Brüning zu Höchst am Main“ eine eigene Feuerwehr (Freiwillige Fabrik-Feuerwehr). Zwangsläufig ergab sich eine häufige Zusammenarbeit der Wehr von Höchst und der Wehr der Farbwerke. Das gilt bis in die heutige Zeit. Die Fabrik selbst besteht seit 1863. Die “Fabriksfeuerwehr“ verfügte über drei Feuerwehr-Dampfspritzen, über die erste vermutlich seit 1890. Aus diesem Jahr wird erstmals auch von einer geregelten Zusammenarbeit zwischen den umliegenden Kommunen und der Fabrikfeuerwehr berichtet. Das Höchster Kreisblatt schreibt am 1. Juli 1890:

Der Gemeinderat beschloss in einer seiner letzten Sitzungen, diejenigen Beamten und Arbeiter der Farbwerke, die von letzteren reclamirt würden, vom Feuerwehrdienst zu befreien, wofür die Farbwerke für den Brandfall nicht nur mit einer Handdruckspritze, sondern auch mit der Dampfspritze Hülfe zu leisten sich verpflichten. Ob, wenn alle Bediensteten der Farbwerke reclamiert werden, die Zahl der Feuerwehrpflichtigen noch gross genug bleibt, muss die Folge lehren. Auf eins mag aber hier schon hingewiesen werden: Der obige Beschluss will nicht etwa die bei den Farbwerken beschäftigten Personen aus der Feuerwehr entfernen, sondern gibt den Farbwerken nur das Recht, die Befreiung zu verlangen.

Dass zum Beispiel der Einsatz der Dampfspritze bei einer Übung nicht geklappt hat (vgl.„Meine Herren, die Dampspritz“), beweist nicht, dass dies auch bei den realen Einsätzen so gewesen sein muss. Die Dampfspritzen waren durchaus funktionstüchtige Maschinen.

Die Werkfeuerwehr des Industrieparks Höchst schaut auf eine Geschichte von nunmehr 125 Jahren zurück. 1863 wurde die Farbenfabrik "Meister Lucius & Brüning", die spätere Hoechst AG, gegründet. Die Feuergefährlichkeit vieler chemischer Prozesse führte sicher schon bald zur Beschaffung von Feuerwehrgeräten und zum Aufbau einer Löschmannschaft.


Der erste Hinweis auf einen gut geschulten Löschtrupp der Firma findet sich 1875, als bei einem Feuer in Sindlingen die "Löschmannschaft der Anilinfabrik von Meister, Lucius und Brüning" laut Wochenblatt für die Amtsbezirke Höchst, Hochheim und Königstein "zuerst auf der Brandstätte erschien und zur Bewältigung des Feuers thatsächlich am meisten beitrug." 

 

Bis zum Jahr 1880 war aus der Löschmannschaft eine Fabrikfeuerwehr geworden, die sich aber noch aus Freiwilligen rekrutierte. Bis 1912 war das Fabrikgelände um ein Vielfaches größer geworden und die Belegschaft war auf zirka 9.000 Mitarbeiter angewachsen. Entsprechend nahmen auch die Einsätze der Fabrikfeuerwehr zu. Um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden, baute man eine hauptberufliche Fabrikfeuerwehr auf, die sich aus vom Werksarzt ausgesuchten Wächtern der Firma zusammensetzte. Die Freiwillige Fabrikfeuerwehr blieb außerdem bestehen. Ein Jahr nach der Gründung hatte man 38 hauptberufliche Feuerwehrleute und zirka 90 Freiwillige.


1939, zu Anfang des Zweiten Weltkrieges, betrug die Stärke der hauptberuflichen Fabrikfeuerwehr 43 Mann. Die Freiwillige Feuerwehr wurde für Luftschutzmaßnahmen auf 120 Mann verstärkt. 1943 wurde die Fabrikfeuerwehr auf Grund des Gesetzes über das Feuerlöschwesen als Werkfeuerwehr anerkannt. Sie unterliegt seit dieser Zeit behördlicher Aufsicht. Ihre Kompetenzen wurden erweitert und rechtlich abgesichert. Die Feuerwehr nahm jetzt hoheitliche Aufgaben wahr.


1960 wurde die Werkfeuerwehr als selbstständige Abteilung dem Ressort Ingenieur-Technik angeschlossen. Bis Ende des Jahrzehnts stieg die Mannschaftsstärke der hauptberuflichen Werkfeuerwehr auf zirka 70 Mann an.
1990 – das Werk Hoechst hatte etwa 30.000 Mitarbeiter – betrug die Personalstärke der Werkfeuerwehr 139 Einsatzkräfte in der Berufsfeuerwehr und 80 Einsatzkräfte in der Freiwilligen Feuerwehr.
Heute, nach der Aufgliederung der Hoechst AG, sind im Industriepark Höchst etwa 115 haupt- und 90 nebenberufliche Einsatzkräfte in der Werkfeuerwehr tätig.